Die WKW Staustufe Kostheim/Main GmbH & Co. KG (WKW) wird den Fischaufstieg rund um das Wasserkraftwerk verbessern. Die vorgelegten Planungen für einen zusätzlichen Fisch-Bypass hatte das Regierungspräsidium Darmstadt im Oktober 2017 genehmigt. Mittlerweile beteiligt sich der Bund an dem Vorhaben und übernimmt auch einen Teil der Kosten.
Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes betreibt die benachbarte Stauanlage mit Schleuse. „Unser Ziel ist es, die ökologische Gesamtdurchgängigkeit an dieser Stelle des Mains zu erhöhen“, erklärt Mareike Bodsch, Leiterin des Wasserstraßen-Neubauamts Aschaffenburg (WNA). „Indem wir uns dem Vorhaben des Kraftwerksbetreibers anschließen, können wir auch Erfordernisse aus der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie erfüllen“. Zu der erweiterten Planung hat das Regierungspräsidium seinen Segen erteilt. Die Ausschreibungen für das auf rund 2,8 Millionen Euro veranschlagte Vorhaben sind im Gang, Vorarbeiten sind geleistet. 65 Prozent der Kosten übernimmt das WNA, den Rest bezahlt die WKW.
Wanderkorridor für aufsteigende Fische
Um Kraftwerk und Staustufe so durchgängig wie möglich zu gestalten, wird für Fische ein zweiter Einstieg unmittelbar am Turbinenauslauf gebaut. Schwimmstarke Wanderfische – Zander und Lachs zum Beispiel – erhalten so eine zusätzliche Möglichkeit, mainaufwärts zu wandern. Der dafür vorgesehene Bypass soll nun gemäß der erweiterten Planung durch einen so genannten Dotationskanal ergänzt werden. Dieser 150 Meter lange und acht Meter tiefe Kanal mündet in den Bypass und erhöht dessen Wassermenge bei Bedarf von zwei auf fünf Kubikmeter je Sekunde. Damit wird über ein hydraulisches System eine gleichbleibende Strömungsgeschwindigkeit erreicht, auch bei sich ändernden Wasserständen im Main. Das hält den Wanderkorridor für die aufsteigenden Fische aufrecht. Der Bypass wird als offener Kanal gebaut. Er ist ca. 40 Meter lang, zwei Meter breit und fünf Meter tief. Fische steigen in den Bypass in Höhe des Turbinenauslaufs ein. An dieser Stelle werden sie durch eine starke Gegenströmung angelockt und in den Bypass geleitet.
Ein fischökologisches Fachbüro begleitet Planung und Bau des künftigen, zweigliedrigen Kanalsystems und überprüft dessen Wirksamkeit. „Das System wird den Fischaufstieg auf jeden Fall gegenüber dem bisherigen einfachen Umgehungsgerinne verbessern“, sagt Manfred Staib, Geschäftsführer der WKW. Vorbereitende Maßnahmen wie Fällarbeiten, Vermessungen und Baugrunduntersuchungen wurden bereits erledigt. Die Tiefbauarbeiten sollen im ersten Quartal 2020 beginnen, das Gesamtvorhaben soll Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein.
Info
Das Wasserkraftwerk Kostheim ging im Oktober 2009 in Betrieb. Die Anlage nutzt das Gefälle an der 1934 gebauten Mainstaustufe Kostheim. Bei 4,9 Megawatt installierter Leistung werden im Jahresschnitt rund 13,5 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Das entspricht dem Bedarf von etwa 5.500 Haushalten. Das Kraftwerk arbeitet klimaneutral. Bei der Stromerzeugung vermeidet es rund 13.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.
Betrieben wird das Wasserkraftwerk von der WKW Staustufe Kostheim/Main GmbH und Co. KG. Daran hält die SWU Energie GmbH (Ulm), eine Tochtergesellschaft der SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH, 70 Prozent Anteile, die übrigen 30 Prozent entfallen auf die Kleinwasserkraftwerke GmbH und Co. KG (Egelsee bei Memmingen). Dieser Gesellschafter hat die Wasserrechte in den Kraftwerksbau eingebracht.