Trotz der angespannten Wirtschaftslage und politischer Unruhen konnten die Stadtwerke das Geschäftsjahr 2022 mit einem Überschuss von
1,1 Millionen Euro auf dem geplanten Niveau abschließen. Klaus Eder, SWU-Geschäftsführer, kommentiert das Ergebnis: „Die drohende Gasmangellage konnten wir dank eines milden Winters und Einsparungen auf Seiten unserer Privat- und Industriekunden zum Glück abwenden. Die Versorgung mit Energie war zu jederzeit gewährleistet. Die extrem gestiegenen Preise für Gas und Strom hingegen sorgen bis heute für außergewöhnlich hohe Belastungen für unsere Kundinnen und Kunden. Erfreulicherweise sinken seit geraumer Zeit die Börsenpreise wieder. Aufgrund unserer langfristig orientierten Einkaufsstrategie können diese Entlastungen jedoch nicht unmittelbar weitergegeben werden. Im Vergleich zu Discount-Anbietern, die derzeit wieder mit günstigen Lockangeboten auf den Markt drängen, bieten die Stadtwerke langfristig stabile Preise, lokale Erreichbarkeit und den bestmöglichen Service. Insgesamt sind wir mit unsrem Jahresabschluss sehr zufrieden. Trotz aller Widrigkeiten konnten wir den wirtschaftlichen Erholungskurs der SWU fortsetzen.“
Das Geschäftsjahr im Überblick
Das operative Ergebnis vor Steuern sank auf 2,9 Mio. Euro ab. Im Jahr 2021 belief sich dieses noch auf 5,8 Mio. Euro. Zu dieser Entwicklung trugen zu einem großen Teil die stark gestiegenen Betriebskosten für den Verkehrsbetrieb und einen Rückgang beim Energievertrieb bei. Bedingt durch einen milden Winter und den Sparwillen der Kundinnen und Kunden verzeichneten die Stadtwerke teils deutliche Absatzrückgänge bei Gas, Strom und Wärme. So wurde im vergangenen Geschäftsjahr 6,7 Prozent weniger Strom verkauft. Der Gasabsatz für Privathaushalte und Industrie sank um 26,9 Prozent. Fernwärme wurde ebenfalls um 9.2 Prozent weniger nachgefragt. Der Trinkwasserverbrauch reduzierte sich um 2 Prozent.
Die Geschäftsbereiche im Einzelnen
Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm Netze GmbH weisen für das abgeschlossene Geschäftsjahr ein Plus von 7,2 Mio. Euro aus (Vorjahr: 10,1 Mio. Euro). Für das niedrigere Ergebnis sind vor allem die erneut gesunkenen Netznutzungsentgelte verantwortlich. Diese verringerten sich im Vergleich zum Vorjahr um gut 4 Mio. Euro. Außerdem mussten Rückstellungen für Verlustenergie in Höhe von 5,1 Mio. Euro gebildet werden.
Der Gewinn der SWU Energie beträgt 23,6 Mio. Euro (Vorjahr: 9,9 Mio. Euro). Die Gründe für diesen deutlichen Anstieg sind vielschichtig: Für die Beteiligung am Kohlekraftwerk Lünen mussten 7,8 Mio. Euro an Rückstellungen gebildet werden. Im Geschäftsjahr 2021 waren dafür noch 13.8 Mio. Euro notwendig. Zudem konnte durch den Verkauf von Strom, den die SWU in ihren Kraftwerken selbst produziert hat, einen Erlös von 7,9 Mio. Euro erwirtschaften. Im Jahr 2021 lag der Gewinn noch bei 4,3 Mio. Euro. Davon abgesehen sanken die verkauften Mengen für Strom, Erdgas und Fernwärme aufgrund von Einsparungen auf Kundenseite.
Die Stromproduktion aus Wasserkraft ging nach einem zuletzt überdurchschnittlich produktiven Jahr auf 82,8 Mio. kWh zurück (Vorjahr: 98,5 Mio. kWh). Die Erzeugungsmenge der Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen hingegen konnte sich von 27,9 auf 59,3 Mio. kWh verdoppeln.
Die SWU TeleNet erwirtschaftete einen Ertrag von 1,1 Mio. Euro. Im Geschäftsjahr 2021 belief sich dieser noch auf 1,5 Mio. Euro. Um die Leistungsfähigkeit des Telekommunikationsbetriebes künftig zu sichern und auszubauen, wurde die Personaldecke aufgestockt. Die Zahl der Kundinnen und Kunden verharrte mit 10.600 nahezu auf dem Vorjahreswert (10.700). Der Glasfaserausbau wurde ebenfalls fortgeführt. Das Glasfasernetz der SWU umfasst mittlerweile 720 Kilometer.
Der Fehlbetrag der SWU Verkehr stieg abermals auf 22,6 Mio. Euro (Vorjahr: 20,4 Mio. Euro). Dies ist hauptsächlich in erhöhten Betriebskosten begründet. Vor allem Strom für die Oberleitungen und Kraftstoff kosteten im vergangenen Geschäftsjahr deutlich mehr. Nachdem im Lauf des Jahres 2022 sämtliche Einschränkungen durch die Pandemie zurückgenommen wurden, stiegen Fahrgastzahlen wieder deutlich an. So konnte die SWU Verkehr über 32 Millionen Fahrgäste transportieren. Das entspricht einem Plus von über 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (27 Mio.).
„Der ÖPNV in Ulm und Neu-Ulm erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Nach dem Wegfall von Mindestabständen und Schutzmasken kletterten unsere Fahrgastzahlen wieder nach oben. Mit der Einführung des Deutschlandtickets wird sich dieser Trend auch in den kommenden Monaten fortsetzen.“, freut sich SWU-Chef Klaus Eder. „Mit der kürzlich erfolgten Förderzusage über 14 Elektrobusse, werden wir auch in nächster Zeit den ÖPNV erweitern und modernisieren.“
198 Millionen Euro Wertschöpfung für die Region
Wie auch schon im Jahr 2021 steigerten die Stadtwerke ihre Ausgaben für Investitionen um 12,1 Mio. auf gut 82,1 Mio. Euro. Für den Netzausbau werden 26 Mio. Euro aufgewendet. Davon entfallen 4,5 Mio. Euro für den Glasfaserausbau. Weitere 26 Mio. Euro fließen in den Ausbau von Mobilitätsangeboten wie beispielsweise swu2go oder die Neubeschaffung elektrischer Busse für den Verkehrsbetrieb. In dieser Summe sind ebenfalls abschließende Arbeiten am Bahnhofsvorplatz im Rahmen des Projekts „Linie 2“ in Höhe von 12,3 Mio. Euro enthalten. Der Ausbau des Trinkwassernetzes und die Errichtung eines Trinkwasserhochbehälters auf dem Kuhberg schlägt mit gut 11,3 Mio. Euro zu Buche. Für die Region entsteht insgesamt eine Wertschöpfung von rund 198 Mio. Euro.
Geschäftsjahr 2022. Die wichtigsten Daten.
Vorjahreszahlen in Klammern
Umsatz 621 Mio. Euro (517 Mio.)
Konzernergebnis 1,1 Mio. Euro Gewinn (4,09 Mio.)
Stromverkauf 942 Mio. kWh (1.010 Mio.)
Erdgasverkauf 1.166 Mio. kWh (1.596 Mio.)
Fernwärmeverkauf 93,5 Mio. kWh (103,0 Mio.)
Trinkwasserverkauf 11,0 Mio. Kubikmeter (11,2 Mio.)
Internet und Telefonie 10.634 Kunden * (10.738)
Nahverkehr 32,0 Mio. Fahrgäste (26,7 Mio.)
Personal zum 31.12. 1.034 Beschäftigte ** (1.016)
zuzüglich Auszubildende 61 Auszubildende (74)
* die Kundenzahl 2022 ist bereinigt um Testanschlüsse
** gerechnet in Vollzeitstellen