Sie ist eine der ältesten Photovoltaikanlagen Ulms – und jetzt Geschichte. Die Rede ist von den neun Quadratmetern Solarmodulen auf dem abgeschrägten Dach des silbrigen Aufzugsturms, der den Eingang des SWU-Glasbaus an der Kreuzung Neutorstraße/Karlstraße säumt. Im März 1991, vor über 25 Jahren, wurde die Kleinanlage in Betrieb genommen. Jetzt wurden die Module abgebaut.
Die Solarmodule haben an dieser Stelle keine Zukunft mehr. Das hat mit der Neugestaltung des Kreuzungsbereichs zu tun. Im Zug dieses Umbaus – der wiederum mit dem Straßenbahnbau zusammenhängt – werden Fußgänger und Radler nur noch oberirdisch die Kreuzung queren. Die Unterführung ist bereits seit Mai geschlossen. Womit der Aufzugsturm seine Funktion verloren hat. Er wird demnächst ebenfalls abgebaut.
Eine Zukunft haben die jetzt abgebauten 21 Solarmodule doch. Das Institut für Energie- und Antriebstechnik an der Hochschule Ulm wird die Module für Forschungszwecke einsetzen. „Wir vermessen die Komponenten, um die altersbedingten Leistungsverluste bestimmen zu können“, sagt Institutsmitarbeiter Holger Ruf.
Als die Stadtwerke die Anlage 1991 in Betrieb nahmen, ging es darum zu zeigen, wie die damals noch junge Technik der Sonnenkraftwerke in der Praxis funktioniert. Es war auch die Frühzeit der Photovoltaik-Förderung, damals bekannt unter dem Begriff „Tausend-Dächer-Programm“. Es gewährte einen Zuschuss zu den Baukosten. Trotz dieser Förderung produzierte ein privater Energiewirt die Kilowattstunde Sonnenstrom vom Hausdach für umgerechnet 45 Cent. Das war das Vierfache des damaligen Strompreises. Heute sind die Verhältnisse andere. Die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gewährte Vergütung von derzeit rund 14,6 Cent je erzeugter Kilowattstunde amortisiert die Anlage auf dem Dach nach mehreren Jahren. Über die Gesamtvertragslaufzeit von zwanzig Jahren gerechnet wirft die PV-Anlage sogar einen Gewinn ab.